Morgens brechen wir früh auf denn wir haben einen langen Tag vor uns. Freundlicherweise fahren uns unsere Vermieter zu unserer Hauptinsel Vaxholm, von wo aus wir um 11 die Fähre nehmen wollen. Doch davor gehen wir noch zum Bäcker um uns essen für den Tag mitzunehmen, weil wir gehört haben das Sandhamn so teuer sein soll. Für 4 Bäckerteile zahlen wir 20€. Verrückte Preise hier… Am Hafenanleger warten wir auf unsere Fähre die wohl etwas Verspätung zu haben scheint. Irgendwann sehen wir am Horizont eine schiefe, viel zu tief im wasserliegende Fähre die ihre besten Jahre offensichtlich hinter sich hat auf uns zusteuern und denken uns nur: bitte nicht die. Zum Glück bestätigt sich der Ausdruck innen nicht. Die Fähre stammt von 1910 und ist somit genau gleich alt wie die Titanic. Das Innere besteht aus roten und grünem samt, viel schönem Holz, großen Fenstern und alten gemütlichen Lampen. Aus dem Maschinenraum dringt Lärm und Hitze und man kommt sich vor wie auf einer Zeitreise zu vor 100 Jahren. Zwar alt dafür aber sehr gepflegt und mit echt viel altem Charme. Da es draußen zu kalt und windig ist und es innen ziemlich voll ist beschließen wir in das Restaurant zu gehen. 3 Stunden Fahrt liegen vor uns entlang der äußeren Schären bis zur bekannten Insel Sandhamn. Sandhamn ist das Sylt der Schäreninseln. Hier kann sich kein normalsterblicher mehr ein Haus leisten und es ist im Sommer das Mekka der Segler und eine Partyhochburg. Wir haben einen richtig tollen Mittag im Restaurant. Der Kellner trinkt wohl selbst ganz gerne und möchte ständig nachschenken und Stefan Schnaps andrehen. Hinter uns sitzen 2 total schicke Schweden die auch schon das ein oder andere Bier getrunken haben. Irgendwann kommen wir mit ihnen ins Gespräch und unterhalten uns über Gott und die Welt. Es stellt sich heraus dass die Schweden aktuell die selben Sorgen plagen: die Inflation und der Krieg.
Stefan und ich teilen uns Heringe die geschmacklich die besten sind die wir je gegessen haben. Wir haben festgestellt dass die Restaurantpreise in Schweden zwar höher sind als in Deutschland (ca. 20-25€ für ein Hauptgericht), dafür aber immer geschmacklich etwas besonderes sind und mit einem gewissen Pfiff verfeinert.
Gegen 14 Uhr kommen wir in Sandhamn an und haben leider nur 1,5 Stunden Aufenthalt weil wir unser altes Schiff wieder zurück nehmen wollen und nicht ein modernes. Mit den neueren Schiffen wäre man zwar in 1,5 statt 3 Stunden in Vaxholm aber der Weg ist ja auch schon das Ziel. So beeilen wir uns also und laufen durch den Wald. Wir durchqueren dabei das Dörfchen wo auch der Anleger ist. Hier reihen sich die Schwedenhäuser. Am Hafen befindet sich Restaurants und schicke Segel-Clubs. Am Hafen setzen wir uns mit unserer selbst gekauften Rotweinflasche auf eine Bank und trinken ein Glas aus Plastikbechern. Zufällig laufen uns die beiden Schweden über den Weg und wir laden sie auf ein Glas Rotwein ein. Wir sitzen genau vor ihrer zweistöckigen Yacht. Die anderen Freunde kommen raus, wir unterhalten uns etwas aber werden leider nicht auf das Boot eingeladen. Zum Abschluss spazieren wir noch etwas und begeben uns dann auf die Fähre zurück. Zum Glück kommt jetzt ein bisschen die Sonne raus und wir können uns draußen hinsetzen. Wir genießen die Aussicht im freien und kommen 3 Stunden später in Vaxholm an. Die Insellandschaft ist wirklich einzigartig. Über 80 km erstrecken sich hier 30.000 Inseln. Im inneren sind die Inseln größer, bebauter und grüner. Richtung offene Ostsee werden sie kleiner und felsiger. Überall stehen tolle Häuser mit Badestegen und Booten.
Am Abend sind wir wieder in unserem Haus und kochen uns Ofenkartoffeln mit Krabben. Das scheint hier auch ein typisches Gericht zu sein.
Morgen müssen wir das schöne Haus leider verlassen und es geht wieder nach Stockholm für 2 Nächte bevor am Dienstag die Fähre nach Finnland ablegt.
