Erneut klingelt um 3:00 der Wecker. Wir wollen nicht, aber ein Besuch des Krugers ist eben kein Erholungsurlaub!
Also zwingen wir uns aufzustehen. Ich bin aufgeregt, denn wir machen eine Safari zu Fuß. Da soll man wohl den Tieren ziemlich nah kommen und ich habe gelesen, dass dabei manche nicht so viel vertrauen in ihre Ranger hatten. Mal sehen. Auf dem Parkplatz treffen wir die anderen Teilnehmer. Ein Pärchen aus Skandinavien und noch ein deutscher. Also überschaubar. Dafür kommen heute sogar 2 bewaffnete Ranger mit. Unsere Sicherheit geht vor. Wir fahren ein Stück den Park entlang. Bis Stefan und ich denken 2 Löwen im halbdunkeln gesehen zu haben. Es entsteht eine kleine Massenaufruhr mit noch anderen Fahrzeugen. Irgendwie sind da jetzt keine Löwen mehr. Unangenehm. Irgendwo im nirgendwo steigen wir dann aus und bekommen erstmal eine Sicherheitsanweisung. Immer hintereinander laufen, dabei rotieren wir durch. Bei Gefahr auf die Anweisungen hören. Nie wegrennen, lieber hinter einem Baum verstecken. Die Ranger mussten wohl noch nie schießen aber haben es in ihrer strengen Ausbildung geübt. Weil wenn es soweit kommt, bleibt oft nur eine Chance für einen gut sitzenden Schuss. Wir erfahren, dass wir Menschen die „super Jagdtiere“ sind. Jedes Tier hat vor uns Angst und flieht in der Regel. Auch Löwen. Die Tiere haben dieses Wissen sozusagen noch in ihren Genen und haben es von Generation zu Generationen weitergegeben, auch wenn wir heute ungefährlich für sie sind. Es kann nur zum Kampf kommen, wenn wir z.b. Löwen oder Elefanten erschrecken oder junge dabei sind. Von daher läuft immer ein Ranger voraus und „sichert“ die Umgebung bevor wir als Gruppe folgen. Wir erfahren auch, dass uns die Tiere, wenn wir im Auto fahren als ungefährlich wahrnehmen, nämlich nur als „Auto“ und als eine Einheit. Jetzt zu 7. zu Fuß nehmen sie uns eben als 7 Einheiten war. Wir lösen im Tierreich ziemliches erschrecken aus, die Impalas springen umher und fliehen schnell. Für das Auto interessieren sie sich sonst gar nicht. Dann sehen wir ca. 150 Meter entfernt eine Giraffe. Giraffen essen 23 Stunden am Tag und schlafen lediglich 30 Minuten. Andere Tiere halten sich deshalb häufig in ihrer Nähe auf, weil sie gut sehen kann. Es ist für andere Tiere dann immer ein Warnsignal wenn sie aufhört zu essen. Wie auch bei uns. Sie beobachtet uns ganz genau. Aber fühlt sich mit der Entfernung wohl noch sicher. Unterwegs erfahren wir ganz viel zu den einzelnen Tieren und Pflanzen und können viele Fragen stellen. Nach ca 3km machen wir eine kleine Pause auf Baumstämmen. Unsere Ranger haben Frühstück mitgebracht. Wir erfahren, dass die beiden sozusagen im Kruger aufgewachsen sind. Ihre Großeltern haben den Park noch mit dem Fahrrad durchquert, da dort die einzige Poststation war. Man spürt ihre Verbundenheit mit dem Park. Dann auf einmal ein knistern im Buch und aufgeregte Vögel. „Die Vögel sprechen mit uns“ sagt einer der Ranger, „hier muss ein Raubtier sein“. Aber (zum Glück) kommt nichts. Auf dem Rückweg sind wir froh, unsere Ranger dabei zu haben, das Auto hätten wir nie wieder gefunden.



Zurück im Camp packen wir unsere Koffer und checken aus. Mit unserem Gepäck fahren wir heute nochmal selbst herum. Die Straße zwischen unserem Camp (Lower Sabie) und dem Camp (Skukuza) wo wir immer essen gehen, fahren wir jeden Tag und immer mit Löwengarantie. Und auch jetzt wieder, eine Löwin jagt einen Affen genau vor uns über die Straße, der es schnell auf den Baum schafft. Riesen Aufregung beim Affenrudel. Spannend zu beobachten. Dann fahren wir weiter. Seit Tagen beobachten wir schon den „Simba Felsen“ (haben wir selbst so genannt, da er aussieht wie aus König der Löwen) und heute liegen hier tatsächlich Löwen drauf. Cool! Das Restaurant im Skukuza Camp ist echt schön gemacht. Hier steht die originale Eisenbahn von 1900. In den Waggons sind sogar Tische und es gibt eine tolle Bar. Als wir weiter fahren sehen wir wieder eine Riesentraube an Autos. Hoffentlich Leopard. Und tatsächlich eine Frau informiert uns, dass es wohl 2 Leoparden sind. Wir sehen aber die ganze Zeit nichts bis wir erklärt bekommen wo wir schauen müssen. Und dann sehen wir einen und haben endlich mal einen guten Blick, nicht wie gestern nur von hinten. Wir beobachten ihn eine Weile. Und dann tatsächlich noch ein 2. kleiner Leopard. Später sehen wir sogar noch einen Dritten. Leoparden sind absolute Einzelgänger. Sie treffen sich nur zur Paarung. Wenn man mehrere sieht wie hier, handelt es sich dann immer um die Mutter mit ihren jungen. Jetzt müssen wir uns aber beeilen, um 18:30 schließt das Gate nach draußen. Heute müssen wir über die Crocodile Bridge fahren, da wir unsere Unterkunft außerhalb des Parkes beziehen. Wer es bis 18:30 nicht schafft, hat Pech und muss im Park übernachten. Wie streng das geregelt wird, wissen wir nicht genau aber wir wollen auch nichts riskieren und es sind noch knapp 70km. Dann auf der Straße vor und wieder 2 Löwen. Da können wir ja auch nicht vorbei fahren. Also machen wir doch noch ein paar Bilder. Jetzt aber weiter. Und ein paar Kilometer später schon wieder Löwen, aber etwas weiter und im Gras. Da halten wir nicht groß an, wir müssen uns beeilen. Das Navi sagt Ankunft 19:00 am Gate. Stefan fährt zu schnell, wir hoffen mal kein Tier zu überfahren. Und dann vor uns eine Giraffe auf der Fahrbahn, die gemütlich vor uns her läuft aber nicht runter will. Das passt uns jetzt gar nicht. Zum Glück geht sie dann doch und wir können weiter Gas geben. Punktlandung um 18:29 sind wir am Gate. Sie Parkleute kontrollieren noch unseren Kofferraum. Ob wir nicht Wilderer sind. Dann fahren wir weiter nach Marloth Park. Das ist eine kleine, wilde Siedlung (ohne befestigte Straßen) direkt neben dem Park. Kurz vor unserer Unterkunft überfahren wir fast noch eine Baby Giraffe. Wir und sie müssen stark abbremsen. Aber hat geklappt. Hier in der Siedlung gibt es auch noch wilde Tiere, es wird sogar vor Löwen gewarnt.












Um 19:00 kommen wir an. Wow! Wie schön ist die Unterkunft gemacht?! Von einem Fackelumsäumten werden wir empfangen und es gibt direkt Abendessen mit den ca. 12 anderen Gästen an einer großen Tafel. Wein kann man sich wieder selbst aus dem Kühlschrank holen. Es gibt eine toll ausgestattete Bar. Noch toller ist die Einrichtung. Es besteht aus mehreren Gebäudeteilen, die alle verwinkelt sind. Mehrere Pools und viele versteckte Sitzmöglichkeiten. Überall ausgestopfte Tiere (sogar eine Giraffe -> Bild unten) und Geweihe. Es ist fast schon überladen und man muss 2 mal schauen um alles zu sehen. Wir erfahren, dass das Besitzerehepaar vieles davon selbst gefunden hat und früher einen Antiquitätenhandel hatten. Wir hatten schon Sorge, dass sie Wilderer sind 😉 Retha und Willie (die Besitzer) der Wielewaal Lodge schaffen echt eine familiäre Atmosphäre und wir fühlen uns direkt willkommen. Wir lernen noch 2 andere deutsche Pärchen kennen, mit denen wir uns beim Essen unterhalten. Das eine Pärchen fährt bereits seit 35 Jahren nach Südafrika und jetzt in der Rente bleiben sie 3 Monate. Von ihnen erfahren wir viel. Sie waren sogar noch zum Ende der Apartheid hier. Spannend, 2 verschiedene Toiletteneingänge. Das Essen wird von Retha und ein paar Farbigen Mitarbeitern gekocht. Für mich hat sie sogar Fisch eingekauft und gekocht. Es gibt traditionelles südafrikanisches Essen. Da ist immer etwas süßes miteingekocht.





Heute mal kein Wecker mitten in der Nacht. Stattdessen mal ausschlafen in einer viel komfortableren Unterkunft. Frühstück gibt es wieder an der großen Tafel. Besonders lecker ist der frisch gepresste Papaya Saft. Wir verquatschen uns etwas mit dem älteren deutschen Pärchen aber um halb 10 fahren wir wieder in den Kruger. Irgendwie war es komisch nicht in dem Park zu schlafen und wir haben ihn sogar etwas vermisst. Wir fahren heute eher etwas entspannt umher, wir haben ja eigentlich alles gesehen was wir sehen wollten. Und machen mittags eine längere Rast in unserem Restaurant, in dem wir immer waren. Essen gehen in Südafrika macht echt Spaß. Eine Flasche Sprudel kostet ca 1,50€ im Restaurant. Wir essen heute Oktopus für 4€ und eine Vorspeisenplatte auch für 4€. Leckere Cocktails kosten immer um die 5€. Unterwegs sehen wir wieder Löwen, zwar nicht so nah wie an den anderen Tagen aber dafür beim verspeisen eines Impalas. Gegen Abend noch ein kleines Highlight: eine Löwin mit ihren drei jungen im Gras. Die kleinen spielen miteinander und essen auch ein Impala. Der Tag ging wieder schnell rum und wir müssen uns doch wieder beeilen um zum Gate zu kommen. Dafür ist die Gruppe mit Baby Hyänen auf dem Rückweg nicht hilfreich.









Abends gibt es in unserer Wielewaal Lodge Braai. Das ist südafrikanisches BBQ. Südafrika ist ein Braai-Land erfahren wir. Um eine Feuerstelle sitzen wir auf echt bequemen Autoreifen und der Besitzer grillt. Für mich wurde wieder Fisch gekocht. Wie nett! Zurück in der Hütte wird uns bewusst, morgen heißt es Abschied zu nehmen vom Kruger Nationalpark.

Super toll, was ihr erlebt🤩