Um 3 Uhr ist der Wecker gestellt, denn um 3.45 brechen wir auf zur Sunrise Safari. Da jedoch anscheinend um 12 der Strom für das gesamte Camp ausgestellt wird, wache ich bereits um Mitternacht auf, da mir der Schweiß vom Gesicht rinnt. Kein Witz! Die letzten Tage waren im Kruger knapp 40 Grad und dementsprechend heiß ist es in der Hütte ohne Strom für Klimaanlage oder Ventilator. Daher stehen wir pünktlich um 3 auf und sind heilfroh unsere überhitzte Bleibe zu verlassen. Als wir zum Parkplatz, also Treffpunkt der Tour aufbrechen gibt es immer noch keinen Strom. Immerhin haben wir Handys mit Taschenlampe, die noch ein wenig Akku haben. Am Treffpunkt sind wir die ersten und wundern uns, ob die Tour überhaupt stattfindet, denn es beginnt bereits etwas zu nieseln. Aber nach und nach treffen die anderen Teilnehmer ein, die meisten auch von der Tour von gestern Abend. Auch der Ranger ist der gleiche. Er ermahnt nochmal leise zu sein und los gehts. Im Dunkeln raus aus dem Camp und rein in die Wildnis zu fahren ist aufregend. Die Geräuschkulisse sowieso, denn viele Tiere jagen Nachts. Stefan und ich sitzen wieder ganz vorne und dürfen leuchten. Stefan sieht direkt bei unserem Sumpf drei Krokodile und die Hippos von gestern. Außerdem sehen wir die Hyäne von gestern und das Löwenpärchen, diesmal aber nur weit entfernt. In der Zwischenzeit regnet es immer mehr und die Temperaturen scheinen zu sinken. Wir sind auf alle Fälle auch nicht richtig dafür angezogen und irgendwann sind wir komplett durchnässt und dazu kommt noch der Fahrtwind. Die meisten Tiere ziehen sich bei dem Wetter verständlicherweise in ihren Unterschlupf zurück und wir sehen auf dem Weg relativ wenig. Zum Glück noch eine Elefantenherde mit Jungtieren (erst ein paar Wochen alt), das versöhnt uns etwas, aber dennoch, wir denken uns, das frühe aufstehen bei dem Wetter hat sich nicht gelohnt. Dann auf einmal sehen wir auf einer Brücke mehrere Autos stehen. Immer ein Anzeichen für eine seltene Beobachtung. Unser Ranger fährt schnell hin und tatsächlich, ein komplettes Löwenrudel (6 Stück) steht auf der Straße verteilt und im Gras nebenan. Von vorne kommt noch eine Löwin dazu. Die Löwen beschnuppern die Autos, spielen und kämpfen miteinander oder legen sich zum entspannen hin. Wir sind mindestens 30 Minuten bei den Löwen und fahren immer wieder ein Stück mit ihnen mit und beobachten ihr Verhalten. Schön zu sehen ist, wie die Löwen miteinander kuscheln und die Köpfe aneinander reiben. Ein mutiger Löwe geht zu dem benachbarten Krokodil und berührt es mit seiner Tatze um wohl mal zu testen was passiert. Es passiert nichts. Das ist das Tolle an den Touren früh morgens, wir müssen das Schauspiel nicht mit so vielen anderen Schaulustigen teilen. Also hat es sich doch total gelohnt! Wir haben sogar das Gefühl, die Löwen werden ihrem stolzen Ruf gerecht und genießen die Aufmerksamkeit regelrecht. Auf dem Rückweg erzählen uns entgegenkommende Autos ganz aufgeregt, dass sie das Löwenpärchen gesichtet haben, das wir bereits gestern und heute morgen gesehen haben. Das kennen wir schon. Da wir auf unseren beiden Touren bezüglich Löwen so verwöhnt worden sind, interessiert unsere Gruppe eher das daneben stehende Hippo, was endlich aus dem Wasser gekommen ist.





Um 7:00 kommen wir zurück ins Camp und legen uns erstmal ins Bett. Stefan weckt mich um 10, er will weiter. Schließlich müssen wir noch einen Leoparden und ein Nashorn sehen, um die Big 5 voll zu bekommen. Unser Ranger hat uns aber schon vorgewarnt, dass er erst ab einem Monat Aufenthalt garantieren kann einen zu sehen. Es gibt Wochen da wird kein einziger gesichtet. Also ein Sechser im Lotto sozusagen. Wir hoffen dennoch drauf und fahren los. Zum Glück hat sich das Wetter verbessert und es ist trocken. Auf unserem Weg sehen wir erneut das Löwenpaar und auch das große Rudel bei der Brücke. Dieses ist in der Zwischenzeit schon zur Sensation geworden. Was mir auch gefällt sind die Affen mit ihren Affenbabys am Bauch. Bei den Affen muss man aber aufpassen, genau wie bei den Elefanten wird hier sehr genau auf den Nachwuchs aufgepasst und man sollte nicht ganz zu nah kommen. Aber weit und breit kein Leopard. Uns fällt auch auf, dass wir im Kruger noch kein einziges Zebra gesehen haben. Diese halten sich wohl eher in den weiten Ebenen auf, die sind aber im Norden des Parks, wo wir gar nicht hinkommen. In einem anderen Camp essen wir zu Mittag. Hier gibt es sogar WLAN. In jedem Camp trifft man auf Leute, mit denen man sich austauschen kann wo man welche Sichtung gemacht hat. Außerdem hängt in jedem Camp eine Karte auf der man farblich markieren kann, wo man welches Tier heute schon gesehen hat. Wir sehen eine Sichtung eines Leoparden. Unsere Mission ist klar. Den wollen wir auch sehen! Mit Google Maps planen wir unseren Weg dorthin. Nach 10 Minuten Fahrt sehen wir an einer Stelle viele Autos. Die größte Ansammlung bisher. Viele Autos heißen immer eine besondere Sichtung. Wir sagen zum Spaß noch „bestimmt ein Leopard“, glauben aber eigentlich selbst nicht daran. Und dann tatsächlich! Im Schatten eines Baumes, zwischen den Ästen nicht gut zu sehen, liegt er. Ein ausgewachsener Leopard und schläft. Wir ergattern uns einen guten Platz und versuchen ein paar gute Fotos zu schießen. Leider liegt er von uns abgewandt und bewegt sich nicht viel. Aber dennoch, wir können unser Glück kaum glauben. Wir haben die vierte Sichtung der Big 5! Und die seltenste! Jetzt müssen wir nur noch das Nashorn finden, das kann doch nicht so schwer sein?! Man findet diese meistens in Sümpfen, da es jedoch so trocken ist, sind weit und breit keine in Sicht. Beflügelt von unserem Erfolg begeben wir uns aber auf die Suche. Nach einigen Kilometern sehen wir einen Safari Jeep und ein Auto anhalten und in die Büsche schauen. Wir fahren erstmal weiter und denken uns, das ist bestimmt nichts besonderes (manchmal ist das falscher Alarm, á la „wenn einer anhält schaue ich auch mal“, oder z.B. „nur Affensichtungen). Wie es das Schicksal will drehen wir doch nochmal um, aus Sorge doch was zu verpassen. Wir fragen was es zu sehen gibt. „Rhino“ lautet die Antwort. So ein Zufall! Das fehlt uns doch noch. Das Nashorn steht zwar weit weg und ohne das Objektiv der Kamera kaum zu erkennen und es senkt den Kopf, aber dennoch, es zählt. Gesehen ist gesehen. Wir haben die Big 5 geschafft, in knapp 24 Stunden! Das muss uns mal jemand nachmachen. Darauf klatschen wir ein.




Bis 18:30 müssen wir im Camp sein, da dann die Gates schließen. Also zügig auf den Heimweg machen. Wir möchten mal einen anderen Weg nehmen als den, den wir bisher bei jeder Tour und auch auf unseren Selbstfahrertouren genommen haben und entscheiden uns, nördlich des Sabi Flusses entlangzufahren. Außerdem gab es hier wohl eine Wildhundesichtung der extrem seltenen Hunde. Wir verpassen dann zwar die Löwen, falls sie noch da sind. Aber wir wollen mal was anderes sehen. Der Weg ist eine abenteuerliche Schotterpiste und uns kommt kein einziges Auto entgegen. Und die Landschaft ist offener und flacher. Und auf einmal! Eine Zebra Herde. Uns fällt ein, die mögen doch weite Täler. Besonders schön anzusehen mit ihren Streifen und sogar Fohlen sind dabei. Später sehen wir sogar nochmal eine Herde. In einem einsamen, ausgetrockneten Flussbett liegt dann noch ein Skelett eines Büffels. Wie im Fernehen. Auf dem Rückweg wird es dunkel. Hier sehen wir nochmal Hippos außerhalb des Wassers. Glücklich und zufrieden kommen wir zurück in unser Camp. Morgen müssen wir erneut früh raus, denn dann steht um 4 Uhr eine Wanderung zu Fuß an. Hoffentlich wird das nicht gefährlich….



